Jährlich erleiden in Deutschland rund 270 000 Menschen einen Schlaganfall. 20 000 dieser Patienten sind dabei erstmalig betroffen und etwa 80 % der Fälle treten bei über 60-Jährigen auf. Nichtsdestotrotz können auch Kinder und Jugendliche, sogar Neugeborene einen Schlaganfall erleiden. Doch was passiert eigentlich bei einem Schlaganfall im Körper?
Wie es zu einem Schlaganfall kommt:
Unter einem Schlaganfall versteht man eine schlagartig und unerwartet auftretende Durchblutungsstörung des Gehirns, die eine umgehende ärztliche Behandlung erforderlich macht. Ansonsten sterben zu viele Gehirnzellen ab und der Patient muss mit bleibenden Schäden, wie beispielsweise Lähmungen rechnen.
Im schlimmsten Fall kann ein nicht rechtzeitig behandelter Schlaganfall aber auch zum Tod führen. Andersherum können sich die Symptome bei einer schnellen Behandlung wieder zurückbilden.
In der Fachsprache wird der Schlaganfall auch als Apoplex oder Apoplexie bezeichnet. Die akute Durchblutungsstörung des Gehirns führt dazu, dass die Gehirnzellen zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe erhalten und in der Folge absterben. Das wiederum zieht Ausfälle der Gehirnfunktion mit sich, was sich unter anderem durch Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen äußert.
Symptome eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall verursacht neurologische Störungen und Ausfälle, die Symptome des Apoplex sind allerdings unterschiedlich und hängen mit der betroffenen Hirnregion und dem Schweregrad zusammen. Dabei treten die Anzeichen immer auf der gegenüberliegenden Körperhälfte auf.
Das bedeutet, wenn die rechte Gehirnhälfte betroffen ist, dann treten die Symptome auf der linken Körperhälfte auf und andersherum. Eine vollständige Lähmung ist auf einen Schlaganfall im Hirnstamm zurückzuführen. Dieses Hirngefäß geht aus der Verbindung der beiden Wirbelarterien hervor. Meistens handelt es sich um die Basilaris-Thrombose, bei der ein Verschluss der Arteria basilaris im Hirnstamm durch ein Blutgerinnsel ausgelöst wird und eine Minderdurchblutung des Gehirns resultiert.
Zu den häufigsten Symptomen eines Schlaganfalls zählen:
- akute Schwäche; Taubheits- und Lähmungsgefühl (beispielsweise hängen die Mundwinkel auf einer Seite herunter)
- plötzliche Sehstörungen (äußert sich durch das Sehen von Doppelbildern oder einem verschwommenen Bild)
- schlagartiger und zeitlich begrenzter Sehverlust auf einem Auge (Achtung: Dieses Symptom kann in der Folge zu schwerwiegenden Stürzen führen oder einen Autounfall während der Fahrt verursachen)
- akute Sprachstörungen (die Betroffenen sprechen verwaschen; sie verdrehen Buchstaben im Mund oder können gar nicht sprechen)
- Sprachverständnisstörung: die Betroffenen verstehen zusätzlich zu der akuten Sprachstörung nicht, was andere ihnen sagen
- Schwindel (oftmals durch Gangunsicherheiten begleitet)
- Kopfschmerzen mit neuer und unbekannter Intensität
- Übelkeit und Erbrechen
Ursachen eines Schlaganfalls
In der Medizin wird der Schlaganfall vor allem in zwei verschiedene Ursachengruppen eingeteilt. Diese gehen auf den ischämischen Schlaganfall und den hämorrhagischen Schlaganfall zurück.
Der ischämische Schlaganfall
Hierbei handelt es sich um eine Minderdurchblutung bestimmter Hirnregionen, weshalb der ischämische Schlaganfall auch als Hirninfarkt bekannt ist. Rund 80 Prozent aller Fälle sind auf den Hirninfarkt zurückzuführen. Die Mangeldurchblutung hat verschiedene Gründe. Zumeist führt ein Blutgerinnsel zur Verschließung eines Gehirngefäßes, sodass die Blut- und Sauerstoffversorgung einer Hirnregion gehemmt wird. Die Bildung dieser Gerinnsel erfolgt meistens im Herzen, zum Beispiel bei Vorhofflimmern oder in der verkalkten Halsschlagader.
Von dort gelangt das Blutgerinnsel mit dem Blutstrom ins Gehirn. Eine weitere Ursache ist die Gefäßverkalkung, oder auch Arteriosklerose, bei der Gehirngefäße oder gehirnversorgende Gefäße, wie zum Beispiel die Halsschlagader verkalken. Die Verkalkung führt dazu, dass Ablagerungen an der Innenwand der Gefäße zur Verengung ebendieser führen, bis das Gefäß gänzlich verschlossen wird. Dadurch erhält das Hirnareal erneut zu wenig Blut und Sauerstoff.
Im Allgemeinen ist ein Hirnstamminfarkt durch den ischämischen Schlaganfall besonders gefährlich, weil sich im Hirnstamm überlebensnotwendige Gehirnzentren befinden, die beispielsweise zur Steuerung der Atmung, des Kreislaufs und des Bewusstseins benötigt werden.
Der hämorrhagische Schlaganfall
In 20 Prozent der Fälle ist eine Hirnblutung ursächlich für einen Schlaganfall, was bedeutet, dass es zu einer Blutung im Kopf des Betroffenen kommt. Diese Blutungen können an verschiedenen Stellen auftreten. Eine Blutung im Gehirn wird durch ein geplatztes Gefäß ausgelöst, wodurch Blut ins umliegende Hirngewebe austritt. Der Auslöser ist meistens Bluthochdruck, aber auch Drogenmissbrauch oder ein Riss in einer angeborenen Gefäßmissbildung können zu einem hämorrhagischen Schlaganfall führen. Teilweise bleibt die Ursache einer Blutung im Gehirn sogar ungeklärt. Bei einer Blutung zwischen den Hirnhäuten entsteht ein Schlaganfall durch Blutungen im Subarachnoidalraum.
Dies ist die Bezeichnung für den Zwischenraum der mittleren und der inneren Hirnhaut, der mit Hirnwasser gefüllt ist. Ursächlich dafür ist in den meisten Fällen ein geplatztes Aneurysma. Unter einem Aneurysma versteht man die lokale Aussackung eines Blutgefäßes, die sich durch Schädigungen an der Gefäßwand entwickeln. Oftmals ist diese Gefäßmissbildung bereits angeboren. Generell ist das Auftreten überall im Körper möglich, aber vor allem die Hauptschlagader und Blutgefäße des Gehirns sind von Aneurysmen betroffen.
Insgesamt gibt es noch weitere Ursachen, die einen Schlaganfall auslösen können, diese treten insbesondere bei jüngeren Patienten auf und sind auch seltener der Grund für einen Apoplex. Dazu zählen:
- Entzündungen der Gefäßwände infolge von Autoimmunerkrankungen
- Fett- und Luftembolien
- angeborene Gerinnungsstörungen, sowie die Bildung von Blutgerinnseln in den Venen
Fettembolien können aus schweren Knochenbrüchen resultieren, da fettreiches Knochenmark ins Blut geschwemmt wird, so kommt es zur Verstopfung von Fetttröpfchen. Luftembolien hingegen entstehen durch seltene Komplikationen bei Operationen am offenen Herzen, Brustkorb oder Hals, sodass Luft in Hirngefäße eindringt und diese ebenfalls verstopft.
Die Vorboten – Wie sich ein Schlaganfall ankündigt:
Bei jedem dritten Schlaganfallpatienten, tritt zuvor die Transitorische ischämische Attacke (TIA) auf. Dabei handelt es sich um eine kurzzeitige Minderdurchblutung des Gehirns, die durch kleine Blutgerinnsel ausgelöst wird, sodass die Durchblutung eines Hirngefäßes vorübergehend beeinträchtigt wird.
Die Anzeichen des „Mini-Schlaganfalls“ gleichen daher den Symptomen eines echten Schlaganfalls, im Unterschied, dass die Beschwerden nach spätestens 24 Stunden wieder verschwinden. Trotzdem sollten diese Vorboten dringend ärztlich abgeklärt werden, damit rechtzeitig Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden können. Das kann zum Beispiel die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente sein, womit das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden gesenkt werden kann.
Welche Risikofaktoren gibt es?
Ein nicht beeinflussbarer Faktor, der das Schlaganfallrisiko erhöht, ist das Alter. Grundsätzlich gilt: Mit dem Alter nimmt auch die Wahrscheinlichkeit einen Schlaganfall zu erleiden zu. Weiterhin können auch genetische Veranlagungen ein erhöhtes Risiko darstellen, wobei auch diese nicht beeinflussbar sind. Daneben gibt es aber auch noch zahlreiche Faktoren, die ein Schlaganfall begünstigen, denen allerdings entgegengewirkt werden kann, um das Risiko zu minimieren.
1) Bluthochdruck
Bluthochdruck begünstigt einen Schlaganfall, da dieser zur Verkalkung der Gefäße führt, sodass ebendiese verengen und eine Durchblutungsstörung des Gehirns entstehen kann.
2) Rauchen
Genau wie Bluthochdruck fördert auch Rauchen die Gefäßverkalkung und Fettstoffwechselstörung, was beides ein Risikofaktor für einen Schlaganfall darstellt. Durch das Rauchen verengen sich die Gefäße, woraus wiederum ein Blutdruckanstieg resultiert. Dies verringert die Sauerstoffmenge, die von roten Blutkörperchen transportiert werden kann, sodass weniger Sauerstoff für Gewebe und Organe übrigbleibt.
Dem Knochenmark wird signalisiert, dass die Produktion der roten Blutkörperchen erhöht werden muss, wodurch das Blut eindickt. In der Folge fließt das Blut schlechter durch die ohnehin bereits verdickten Gefäße. Generell steigert Rauchen die Gerinnungsbereitschaft des Blutes, da die Blutplättchen klebriger werden, sodass sich Blutgerinnsel leichter bilden und im Gehirn einen ischämischen Schlaganfall auslösen können.
3) Hoher Alkoholkonsum
Alkoholkonsum steigert die Gefahr einer Hirnblutung, wobei die Häufigkeit des Konsums keine Rolle spielt.
4) Übergewicht
Übergewicht erhöht nicht nur generell das Schlaganfallrisiko, sondern auch die Wahrscheinlichkeit weiterer Erkrankungen, die ebenfalls zu einem Schlaganfall führen können. Dazu zählt zum Beispiel Bluthochdruck oder Diabetes
5) Diabetes
Diabetes-Erkrankte haben ein bis zu dreimal höheres Risiko einen Schlaganfall zu erleiden, da die Blutgefäßwände beschädigt werden, wodurch sich diese verdicken und der Blutfluss beeinträchtigt wird.
6) Bewegungsmangel
Durch Bewegungsmangel wird Übergewicht und Bluthochdruck begünstigt und beide Faktoren erhöhen das Risiko eines Schlaganfalls.
Behandlung – von Erster Hilfe bis zu den ärztlichen Maßnahmen
Wenn die Gehirnzellen nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, sterben sie schnell ab, daher zählt jede Minute!
Zunächst sollte umgehend der Notarzt informiert werden (112). Bis zum Eintreffen sollte der Patient nach Möglichkeit beruhigt und enge Kleidung geöffnet werden, um die Atmung zu erleichtern. Dem Patienten sollte weder Essen noch Trinken verabreicht werden, da das Schlucken möglicherweise gestört ist. Bei Bewusstlosigkeit sollte der Patient in die stabile Seitenlage gebracht und die Atmung und der Puls regelmäßig kontrolliert werden. Falls keine Atmung mehr vorhanden ist, ist eine Herz-Lungen-Wiederbelebung notwendig, wozu der Patient auf den Rücken gedreht werden muss.
Bei einem Hirninfarkt, ausgelöst durch ein Blutgerinnsel, dass das Gehirn verstopft, muss dieses schnellstmöglich durch einen Arzt entfernt werden, um die Durchblutung wieder herzustellen. Dies ist beispielsweise durch eine medikamentöse Infusion oder eine mechanische Beseitigung, sowie einer Kombination beider Maßnahmen möglich. Bei einer Hirnblutung hingegen wird der Betroffene konservativ behandelt und Bettruhe verordnet, um Druck im Kopf zu verhindern.
Insgesamt bleiben bei 70 Prozent der Betroffenen noch Langzeitfolgen, wie etwa halbseitige Lähmungen oder Sprachstörungen erhalten, sodass die Patienten je nach Schweregrad noch nach dem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen sind.