Übermäßiges Schwitzen beeinträchtigt die Thermoregulation
Schwitzen ist normal und ein lebenswichtiger Prozess, um die Thermoregulation aufrechtzuerhalten. Unter Thermoregulation versteht man die Ausgeglichenheit zwischen Wärmeabgabe und -aufnahme, sowie die Wärmeproduktion. Diese wiederum ist wichtig für eine gleichbleibende Körpertemperatur. Bei Menschen, die über das normale Maß hinaus ins Schwitzen geraten, ist die Thermoregulation gestört. Mediziner sprechen dann von einer Hyperhidrose. Diese massive Schweißproduktion kann sowohl lokal, also nur an einer Körperstelle, oder am ganzen Körper auftreten.
Primäre und sekundäre Hyperhidrose
Es gibt zwei Arten von Hyperhidrose. Am häufigsten tritt die lokale oder primäre Form auf, bei der vor allem Füße und Hände betroffen sind, da dort die meisten Schweißdrüsen sitzen. Wer kennt nicht die schweißigen Hände, Schweißtropfen auf der Stirn oder Schweißfüße, die oft unangenehme Gerüche zur Folge haben. Aber auch Achseln und das Gesicht sind häufig in Mitleidenschaft gezogen. Für dieses emotionale Schwitzen ist das limbische System verantwortlich, da diese Gehirnstruktur für die Verarbeitung von Gefühlen zuständig ist. Gefühlsregungen und Stress können also leicht in Schweißausbrüchen münden. Die Ursache für die primäre Variante ist bis heute ungeklärt.
Wenn die Steuerung nicht mehr verlässlich funktioniert
Anders bei der sekundären Form. Diese generalisierte Hyperhidrose geht vom Hypothalamus aus. Er ist ein Teil des Zwischenhirns und die entscheidende Steuerungszentrale zwischen Hormon- und Nervenstelle. Eine Störung in diesem Bereich kann eine Hyperhidrose auslösen. Dazu gehören beispielsweise die Schweißausbrüche, unter denen Frauen während des Klimakteriums leiden. Auch eine Schilddrüsenüberfunktion kann übermäßiges Schwitzen auslösen. Ebenso neurologische Störungen, Infektionen, Tumore oder Vergiftungen. Gelegentlich werden auch Nebenwirkungen von Medikamenten wie Psychopharmaka, Betablockern oder Kortikoiden mit Schweißattacken in Verbindung gebracht.
Salbei, die berühmteste Heilpflanze gegen Schwitzen
Es gibt eine ganze Reihe von Therapiemöglichkeiten, zu denen die systemische Behandlung mit Salbei gehört, die wohl berühmteste Pflanze gegen übermäßige Schweißbildung. Ihre Anwendung als Heilpflanze wusste man schon in der Antike zu schätzen, Hippokrates war einer von ihnen. Auch im Mittelalter und in der frühen Neuzeit schätzen Heilkundige wie Hildegard von Bingen oder Paracelsus die Wirkung von Salvia officinalis, so der lateinische Name. Sie nutzten den Salbei damals vorwiegend bei akutem Fieber, Zahn- und Halsschmerzen oder Harnwegsleiden. Auch zur Desinfektion wurde die Pflanze eingesetzt. Vermutlich stieß man im Rahmen dieser Behandlungen irgendwann auch auf die schweiß hemmende Wirkung.
Gerbstoffe verringern Schwitzattacken
In den Salbeiblättern ist das ätherische Salbeiöl enthalten, außerdem die ätherischen Bestandteile von Thujon, Kampfer und Cineol. Hinzu kommen Gerbstoffe, Flavonoide und Bitterstoffe. Die schweißhemmende Wirkung wird auf die Gerbstoffe zurückgeführt, die nachweislich adstringierende, also zusammenziehende Effekte haben. Adstringenzien erzielen eine Austrocknung der Haut. Kein Wunder also, dass der Salbei bei einer Hyperhidrose eingesetzt wird. Und das mit Erfolg.
Eine Kur mit Salbeitee
Bei generalisierten Schwitzattacken sind vor allem Teeaufgüsse aus Salbeiblättern hilfreich. Den Tee sollte man kurmäßig vier Wochen lang trinken, und zwar dreimal täglich. Die Zubereitung ist denkbar einfach: Einen Teelöffel mit etwa 150 ml kochendem Wasser übergießen und zehn Minuten ziehen lassen.
Danach abseihen, abkühlen lassen und trinken. Auf keinen Fall zu warm oder gar heiß trinken, sonst wird die Schweißproduktion angeregt und man erreicht genau den gegenteiligen Effekt. Besonders gut hilft der Tee, wenn er kurz vor dem Zubettgehen kalt getrunken wird. Untersuchungen zufolge konnte die Schweißsekretion bei einer Salbeikur um mehr als 50 % gesenkt werden.
Vorsicht mit Thujon
Bis vor einiger Zeit galt die Regel, Salbeitee nicht länger als vier Wochen zu trinken. Das hängt mit dem Inhaltsstoff Thujon zusammen, einem Nervengift. Bei einer Überdosierung oder Daueranwendung können u.a. Verwirrtheit, Herzrasen oder Schwindel auftreten. Daher wurde für die tägliche Thujon-Menge ein Grenzwert von 6 mg festgelegt. Solche Werte werden bei handelsüblichen Tees allerdings nicht annähernd erreicht.
Bei salbeihaltigen Arzneimitteln muss ohnehin der Thujon-Gehalt angegeben werden und darf die 6 mg nicht überschreiten. Daher wurde inzwischen die Anwendung bei einer schweren Hyperhidrose auf sechs Wochen ausgeweitet. Wer eine Kur machen möchte, sollte auf jeden Fall ärztlichen Rat einholen und keine einseitige Entscheidung treffen.
Mit Bädern gegen Schweißfüße
Völlig unbedenklich ist die äußerliche Anwendung von Salbei und besonders wirkungsvoll bei der primären Form der Hyperhidrose. Gegen Schweißfüße ist ein 15minütiges Fußbad empfehlenswert. Vier Esslöffel getrocknete Kräuter in einem Liter heißem Wasser aufkochen, den Sud abgießen und mit kaltem Wasser so lange mischen, bis für die Füße eine angenehme Temperatur entstanden ist. Wer sich nicht daran stört, kann die Blätter auch ins Fußbad geben. Ebenso kann man mit Schweißhänden verfahren.
Einen Teeaufguss machen und die Hände ebenfalls etwa eine Viertelstunde darin baden. Weder Füße noch Hände nach dem Bad trocken rubbeln, sondern sanft abtupfen, sonst entsteht wieder eine unerwünschte Hitze. Auch das Gesicht kann man mit Salbeitee zum Abkühlen bringen. Die Blätter in kochendes Wasser geben, kurz ziehen lassen. Sobald eine angenehme Temperatur erreicht ist, ein Tuch hineintauchen, leicht auswringen und auf das Gesicht legen. Solange, wie es sich angenehm anfühlt.
Salbei aus dem eigenen Garten
Wer Salbei im Garten hat, kann den Tee auch selbst zubereiten. Der optimale Ernte-Zeitpunkt ist kurz vor der Blütezeit, dann ist der Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen am höchsten. Am besten am späten Vormittag die Blätter pflücken, dann sind sie schön warm und trocken. Klein schneiden und genau wie den Fertigtee zubereiten. Für den späteren Gebrauch kann man die Blätter auch trocknen.
Entweder im Backofen bei 40° C auf einem mit Backpapier belegten Backblech rund sechs Stunden trocknen. Oder auf einem Drahtgestell, das man mit einer feinen Gaze belegt. Nach etwa zehn Tagen sind die Salbeiblätter so weit. Man kann die Spitzen der Triebe auch büschelweise abschneiden, aufhängen und auf diese Weise trocknen. Das Aroma hält sich sehr lange.