PIMS. Von diesem Syndrom haben seit Corona und deren Langzeitfolgen sicherlich viele Menschen schon gehört. Doch was bedeutet PIMS denn eigentlich? PIMS ist die Abkürzung für Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome, zu Deutsch Pädiatrisches Entzündliches Multisystemsyndrom. „Pädiatrisch“ heiß hier der Pädiatrie zutreffend also der Kinderheilkunde zugehörig.
Dies bedeutet, es handelt sich hier um eine neuartige Kinderkrankheit, welche man als eine der möglichen Long-Covid Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zuschreibt.
Wie der Begriff der Erkrankung erkennen lässt, wurde diese Komplikation in Folge einer Covid-Erkrankung zunächst nur bei Kindern beobachtet. Allerdings zeichnet sich wohl ab, dass auch Erwachsene nach einer durchgemachten Sars- Cov-2 Erkrankung unter einem Multisystem Inflammatory Syndrome Leiden, dies wird dann MIS-A (A steht für Adults = Erwachsene) genannt und erstmals im Frühjahr 2021 als mögliche Folgeerscheinung nach einem milden Covidverlauf dokumentiert. Ein ausführlicher Bericht über MIS-A findet sich ebenfalls hier auf dem Portal.
Was ist PIMS?
PIMS oder auch MIS-C bei Kindern wurde erstmalig im März 2020 entdeckt, und man sprach zuerst von dem bereits bekannten Kawasaki-Syndrom, da sich die Symptome ähnelten, doch schnell fanden sich eine Menge Unterschiede zu dem Kawasaki-Syndrom, so dass man nun von einer eigenen eigenständigen entzündlichen Erkrankung ausgeht.
Bisher scheint es so, dass PIMS immer noch eine recht seltene, aber dafür eine sehr schwerwiegende Komplikation nach einer Covid Erkrankung bei Kindern ist. Das tückische an der entzündlichen Erkrankung ist, dass diese erst Wochen nach einer Infektion auftreten kann. Und dabei ist es wohl völlig egal, ob die Infektion mit dem Coronavirus schwer, mit nur milden Symptomen oder vielleicht sogar völlig unbemerkt verlief.
Bisher ist PIMS selten
Fakt ist, PIMS befällt in der Regel mehrere Organe der Kinder und sie müssen zur Behandlung ins Krankenhaus. Wie bereits erwähnt ist PIMS nach momentaner Einschätzung eine seltene Erkrankung. In Deutschland gibt es ein freiwilliges Melderegister, doch da das Melderegister freiwillig ist, geht man davon aus, dass die Zahlen höher sind als angegeben. Da die Infektionszahlen in der jetzigen Welle vor allem bei den Kindern und Jugendlichen stark am Steigen sind, muss man davon ausgehen, dass sich Fälle der von PIMS betroffenen Kindern und Jugendlichen in den kommenden Wochen noch erhöhen wird.
Daher ist es für Eltern wichtig, sich über PIMS zu informieren und hellhörig zu werden, wenn das Kind oder der Teenanger unter diffusen oder plötzlichen Symptomen und Beschwerden leiden sollte, gerade wenn eine vorangegangene Corona-Infektion milde verlief. Aber auch wenn vermeintlich überhaupt keine Infektion stattfand, sollte man bei den folgenden Symptomen hellhörig werden, da wie bereits erwähnt eine Infektion mit Covid auch unbemerkt verlaufen könnte. Im Falle einer Abklärung und ärztlicher Diagnostik werden im Blut die Antikörper gegen Sars-Cov-2 bestimmt und wenn diese stark erhöht sind, weist das meist auf eine kürzliche Infektion mit Corona hin.
Hinweise auf PIMS
Folgende Symptome sind typisch für eine MIS-C oder auch PIMS genannte Komplikation:
- Fieber (über mehrere Tage, welches sich nicht gut senken lässt)
- Kopfschmerzen
- Lymphknotenschwellungen
- Ausschlag am ganzen Körper, oder auch nur an den Handflächen und Fußsohlen
- Bindehautentzündung (stark ausgeprägte rote Augen)
Dies sind die typischen Symptome auf die man auf jeden Fall achten sollte. Zögern sollte man bei Unsicherheit keines Falls, auch wenn eine solche Folgeerkrankung recht selten ist, müssen immerhin ca. 25% der betroffenen kleinen Patienten intensivmedizinisch betreut werden.
In der Klinik finden sich dann oftmals folgende Erkrankungen.
- Erhöhte Entzündungswerte
- Kreislaufversagen
- Nierenversagen
- Herzmuskelentzündungen
- Herzrhythmusstörungen
- Und eine Menge andere das Herz-Kreislauf-System betreffenden Erkrankungen
Warum sich dieses Syndrom bei Kindern entwickeln kann wird noch erforscht und ist bisher nicht bekannt. Experten gehen aber davon aus, dass bei einigen Kindern und Jugendlichen die körpereigene Immunabwehr nach der Infektion überreagiert und so ein entzündlicher Prozess in Gang gesetzt wird.
Diagnose und Therapie von PIMS
Mittlerweile gibt es von der WHO eine Liste an Kriterien mit der man eine PIMS (MIS-C) Erkrankung diagnostizieren kann.
Diese sind:
- Das Alter der Patienten (meist zw. 0-19Jahren)
- Der Hinweis auf eine durchgemachte Sars-Cov2-Infektion
- Erhöhte Entzündungsparameter
- Eine Erkrankung von min. zwei verschiedenen Orangen
- Fieber (min. 3 Tage)
- Keine andere Erklärung
„Keine andere Erklärung“ bedeutet in diesem Fall, dass natürlich auch abgeklärt werden muss, ob evtl. eine andere schwerwiegende Erkrankung hinter den Symptomen stecken könnte. Denn auch Erkrankungen wie Darminfektionen, andere virale oder bakterielle Infektionen des Herzens oder der Lunge, eine Blutvergiftung kann oder könnte hintern diesen Symptomen stecken.
Bisher wird in der Regel mit der Gabe von Kortison und Immunglobuline per Infusion therapiert. Problematisch ist allerdings, dass die Immunglobuline aus menschlichen Blut- und Plasmaspenden besteht, und die Bereitschaft zur Blutspende in der Corona-Pandemie erheblich zurückging und die Hersteller dadurch Probleme bekommen könnten, das Medikament zu produzieren.
Da es sich hier um eine neuartige Erkrankung handelt, muss weiterhin noch viel erforscht werden. Man weiß allerdings jetzt schon, dass die Chancen einer vollständigen Ausheilung der Erkrankung gut stehen, doch genaue Aussagen zu Langzeitfolgen können bisher leider noch nicht getroffen werden.
Ob eine Impfung gegen Corona eine Folgeerkrankung wie PIMS und Long-Covid verhindert ist nicht sicher, aber Experten sehen dies als wahrscheinlich an.