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Gelenkverkalkung

Um es gleich vorwegzusagen: Gelenkverkalkung ist nicht Gicht! Bei der Gicht handelt es sich um eine Stoffwechselstörung bei der Verarbeitung von Purinen. Dadurch erhöht sich der Harnsäurewert im Blut, bis die Harnsäure schließlich auskristallisiert und mit diesen „scharfen Nadeln“ bevorzugt das Großzehengelenk traktiert. Daher wird die Gelenkverkalkung oft als Pseudogicht bezeichnet, weil hierbei Kalziumkristalle eine Rolle spielen.

Wer also die 50 überschritten hat und bei Bewegung und Belastung starke Schmerzen im etwas überhitzten Knie spürt, muss nicht unbedingt eine Arthrose oder einen zerschlissenen Meniskus haben. Handelt es sich um eine unangenehme Entzündung, die kommt und auch wieder geht, könnte es sich um eine solche Pseudogicht oder medizinisch ausgedrückt um eine „Chondrokalzinose“ handeln. Dabei findet durch auskristallisierendes Kalzium eine Knorpelverkalkung statt. Es geht dann zunächst einmal darum, die Entzündung aus dem betroffenen Gelenk zu drängen.

Gelenkverkalkung

Betroffen sind vorrangig die großen Gelenke

Dabei lagern sich würfelförmige Kalziumkristalle in erster Linie auf den größeren Gelenken ab:

  • Knie
  • Hüftgelenke
  • Schultern
  • Ellbogen
  • Sprung- oder Handgelenke

Ein Nachweis im Blut ist praktisch nicht möglich, allerdings verrät die Gelenkflüssigkeit, was da los ist. Wie bei der Gicht entwickeln sich die sehr schmerzhaften Entzündungen anfallartig.

Wie entsteht ein Pseudogichtanfall?

Granulozyten des Immunsystems versuchen die sich ausbildenden Kalziumkristalle zu bekämpfen. Das ist auch ihr Job, der sie aber überfordert, denn sie platzen dabei und schütten jene Botenstoffe aus, die zu der sehr schmerzhaften Entzündung führen. Der sich so ausbildende Gelenkerguss kann dann mehrere Wochen bestehen bleiben, wenn er nicht fachgerecht behandelt wird.

Ursachenforschung

Obwohl ungefähr jeder Zehnte, der seinen 65. Geburtstag schon erreicht hat, an einer solchen Pseudogicht leidet, liegen die Ursachen dafür noch immer im Dunkel. Anders als bei der Gicht lässt sich das Problem nicht so einfach auf eine falsche Ernährung reduzieren.

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Wohl aber besteht offenbar ein Zusammenhang mit der in Europa durchaus weitverbreiteten Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose), denn die Pseudogicht ist eine typische Komplikation bei Eisenüberschuss, der oft genetisch bedingt ist. Ebenfalls im Fokus der Ursachenforschung stehen die Überfunktion der Nebenschilddrüse und die Unterfunktion der Schilddrüse.

Pseudogicht als Trigger für Arthrose

Pseudogichtanfälle sind natürlich eine enorme Belastung für den Knorpel und können eine bereits eingesetzte Arthrose verstärken oder eine solche sogar auslösen. Allein vor diesem Hintergrund ist es sehr wichtig, die Entzündung so schnell wie möglich herauszudrängen. Zum Einsatz kommen dabei meistens nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAR):

  • Ibuprofen
  • Diclofenac
  • Naxopren
  • Kortison
  • Interleukin-1-Hemmer

Bewegung ist das A und O

Nein, absolute Schonung des betroffenen Gelenks ist kontraproduktiv, denn unsere Gelenke sind „selbstschmierende Teile“ und brauchen dringend ständig Bewegung. Starke Druckbelastung wie sie beim Springen oder Joggen auftritt, sollte allerdings vermieden werden. Eine Stärkung der stützenden Muskulatur ist daher unbedingt anzuraten.

Die Kalkschulter

Weil diese Form der Gelenkverkalkung so häufig vorkommt, soll hier exemplarisch auf die Kalkschulter (Tendinosis calcarea) etwas näher eingegangen werden. Ursächlich wird dafür eine Minderdurchblutung der Rotatorenmanschette verantwortlich gemacht, die vor allem zu Kalkablagerungen in der Supraspinatussehne führt. Dazu sollte man noch wissen, dass das Schultergelenk schützend umfasst wird von der Rotatorenmanschette, die ihrerseits aus vier Muskeln einschließlich deren Sehnen aufgebaut ist.

Achtung!
Nicht jede verschleißbedingte, entzündliche Veränderung im Schultergelenk ist tatsächlich eine Kalkschulter. Die richtige Diagnose ist sehr wichtig für die folgende Therapie.

Die vier Phasen der Entwicklung einer Kalkschulter

  1. Phase: Zellumwandlung
    Während der Patient noch keine oder nur geringfügige Schmerzen hat, wird Sehnengewebe zu Faserknorpel umgebaut.
  2. Phase: Verkalkung
    Teile des Knorpelgewebes sterben langsam ab. An ihrem Platz wird Kalk eingelagert. Mittels Ultraschall oder Röntgenaufnahmen lässt sich diese Entwicklung sichtbar machen. Das Kalkdepot führt oft zu einer Aufwerfung der Schultersehne, was sich durch eine Beengtheit im Schulterdach (Akromion) bemerkbar macht, wenn der Arm angehoben wird. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem „Impingement“. Dadurch werden jene Sehnen stark gereizt, welche unter das Schulterdach gleiten. Das sind insbesondere die Supraspinatussehne, aber auch die Schleimbeutel.
  3. Phase: Resorption
    Der Körper versucht nun, den Kalkherd aufzulösen. Dies bringt eine heftige und sehr schmerzhafte Entzündungsreaktion mit sich. Kalkherde, die bis in den Schleimbeutel des Schulterdaches (Bursa subacromialis) hineinwachsen, führen dort zu einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis).
  4. Phase: Reparatur
    Wenn es dem Körper gelingt, das Kalkdepot tatsächlich vollständig aufzulösen, kommt es nur selten zu erneuten Kalkdepots (Rezidive) an diesen Stellen.
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Aber nicht jede Kalkschulter durchläuft den hier beschriebenen Zyklus vollständig. Die in Schüben auftretenden Schmerzen sind durch den phasenartigen Verlauf begründet.

Symptome

Wie oben beschrieben geht dem Geschehen eine schleichende Entwicklung voran. Doch plötzlich schießen vor allem beim Heben des Arms oder bei Drehbewegungen Schmerzen in die Schulter ein. Sogar dauerhaft können sich die Schmerzen ausprägen, wenn das Kalkdepot eine entsprechende Größe erreicht hat. Auf der betroffenen Schulter zu liegen, kommt dann auch nicht mehr infrage.

Menschen, die häufig Überkopfarbeiten durchführen, sind übrigens häufiger davon betroffen, dass sich bei ihnen so eine Kalkschulter ausbildet. Bei den Sportarten sind es vor allem Volleyball und Schwimmen, die so etwas mit sich bringen können.

Nackenschmerzen durch Kalkschulter

Fast jeder Patient neigt dazu, die wegen der gereizten Sehnenansätze schmerzende Schulter zu schonen. In der Folge kann sich dadurch eine Schultersteife entwickeln. Mit der Zeit kommt es zu einer Schrumpfung der zunächst verdickten Schulterkapsel, bis sich daraus Nackenschmerzen ergeben. Der Grund dafür ist eine Überbeanspruchung der Nackenmuskulatur, die nun wegen der Schonhaltung deutlich mehr Beitrag für die Schulterblattbewegung leistet.

Dies geht so weit, dass einige Patienten die Ursache ihrer Schmerzen eher im Nacken oder oberen Rücken als im Schultergelenk vermuten, was die gebotene Therapie lange verhindern kann. Wird zu viel Zeit bis zur richtigen Therapie vergeudet, können Sehnen brüchig werden und einreißen, bis der Schaden irreparabel ist.

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