Der Hörsturz, auch Gehörsturz oder Ohrinfarkt, ist eine plötzliche Verminderung oder sogar der komplette Verlust des Hörens. Dabei ist die Ursache nicht erkennbar. Meist kommt es nur auf einem Ohr zum Hörsturz, doch er kann auch auf beiden Seiten auftreten.
Beim echten Hörsturz handelt es sich um eine Art der Innenohrschwerhörigkeit. Innerhalb der Ohrschnecke werden die vom Mittelohr kommenden Schallwellen zu elektrischen Nervensignalen. Von der Ohrschnecke dringen sie in das Gehirn vor und damit in das Bewusstsein. Wenn ein Hörsturz aufritt, können die Signale innerhalb der Ohrschnecke nicht oder kaum umgewandelt werden.
Grundsätzlich kann es bei Frauen und Männern jeden Alters zu einem Hörsturz kommen. Kinder sind selten betroffen. Die meisten Hörsturzpatienten sind etwa 50 Jahre alt. In Deutschland sind pro Jahr bis zu 400 Personen je 100.000 Einwohner von einem Hörsturz betroffen.
Formen des Hörsturzes
Der Hörsturz ist nach seinem Schwergrad einteilbar. So bewirkt der leichte Hörsturz lediglich einen minimalen Hörverlust, aber schwere Hörstürze können eine Schwerhörigkeit oder Taubheit nach sich ziehen.
Außerdem lassen sich Hörstürze nach ihrem Frequenzbereich unterscheiden. Innerhalb der Ohrschnecke gibt es unterschiedliche Segmente, die verschiedene Frequenzen in Signale umwandeln. Die Umwandlung der hohen, mittleren und tiefen Töne erfolgt demnach in getrennten Abschnitten der Ohrschnecke. Wenn im Falle eines Hörsturzes nur einer dieser Frequenzbereiche betroffen ist, kann dies die nachfolgenden Krankheitsformen ergeben: Tiefton-, Mittelton- oder Hochtonhörsturz.
Hörstürze treten aber nicht ausschließlich in diesen Formen auf. Bisweilen ist mehr als ein Frequenzbereich betroffen. Wenn alle Frequenzbereiche gestört sind, ist es ein pantonaler Hörsturz.
Ist ein Hörsturz stets als Notfall anzusehen?
Nein, doch die Betroffenen sollten sich trotzdem zeitnah an einen Facharzt wenden, denn es könnte auch gar kein Hörsturz, sondern eine anderweitige Erkrankung vorliegen, die zügig behandelt sowie abgeklärt gehört. Auch ein Hörsturz sollte laut Fachärzten besser früh als spät behandelt werden. Es ist dennoch in Ordnung bei leicht bis mäßig eingeschränktem Hörvermögen ein paar Tage abzuwarten, denn häufig bessern sich die Symptome spontan.
Die Symptome eines Hörsturzes
Ein ganz typisches Hörsturzsymptom ist der akute sowie schmerzfreie Hörverlust. Abhängig von der Ausprägung dieser Erkrankung können die Patienten manche Tonhöhen auf dem entsprechenden Ohr weniger gut oder überhaupt nicht mehr hören.
Weitere Symptome eines Hörsturzes sind
- ein Druckgefühl im Innenohr
- Tinnitus
- Schwindel
- oder ein pelzartiges Gefühl im Ohrmuschelbereich.
In manchen Fällen wird die Hörleistung nicht nur geringer, sondern durch andere Sinneseindrücke gestört. Einige Patienten nehmen in ihrem betroffenen Ohr Geräusche und Töne als sehr laut bis unerträglich laut wahr. Auch eine veränderte Wahrnehmung des Schalls ist möglich. Gelegentlich nehmen Betroffene Töne im erkrankten Ohr höher oder tiefer als im gesunden Ohr wahr.
Was sind die Ursachen eines Hörsturzes?
Einem akuten Hörverlust können vielerlei Ursachen zugrunde liegen. Letztendlich ist es beim Hörsturz ein unbekannter Auslöser.
Normalerweise gelangen Geräusche und Töne vom Gehörgang ins Mittelohr. Von dort aus werden die Töne von den Gehörknöchelchen und vom Trommelfell ins Innenohr weitergeleitet. Die dort angekommenen Schalleindrücke werden im Innenohr zu elektrischen Nervensignalen, die von den Nervenbahnen bis in das Gehirn gelangen. So entsteht das Hören.
Teil 1 des Hörvorgangs funktioniert im Falle eines Hörsturzes noch gut, denn die Töne kommen im Innenohr problemlos an. Die Weiterleitung der Sinneseindrücke vom Innenohr an die Nerven und ans Gehirn ist aber problematisch, denn ihre Weiterverarbeitung ist fehlerhaft. Betroffene haben ein gestörtes Schallempfinden, auch genannt Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Eine sogenannte Schallempfindungsschwerhörigkeit rührt von verschiedenen eindeutigen Ursachen her, zum Beispiel lauter Lärm oder Infektionen durch ein Virus. Das ist dann kein Hörsturz, denn es gibt eine Ursache von außen. Sofern sich kein Auslöser findet, liegt ein Hörsturz vor. Er wird als akute Schallempfindungsschwerhörigkeit ohne klare deren Ursache beschrieben.
Wie entsteht ein Hörsturz?
Hierzu existieren diverse Theorien, von denen bisher keine tatsächlich belegt wurde.
Die sensiblen Hörsinneszellen des Innenohres benötigen immerzu Nährstoffe und Sauerstoff, die sie aus dem Blutkreislauf beziehen, wie die Körperorgane auch. Wenn aber kein Blut mehr ankommt, weil die Blutgefäße verengt oder verlegt sind, dann funktionieren die Hörsinneszellen nicht mehr richtig und können sogar absterben. Es ist laut Wissenschaftlern möglich, dass im Falle eines Hörsturzes Durchblutungsstörungen innerhalb der winzigsten Blutgefäße im Innenohr auftauchen.
Die Hörsinneszellen sind vielleicht zerstört und funktionieren nicht richtig. Möglicherweise sind auch die Nervenbahnen in das Gehirn beschädigt. Sogar Virusinfektionen oder Entzündungen kommen infrage.
Im Innenohr befinden sich teilweise zwei Flüssigkeiten, genannt Endo- und Perilymphe. Es besteht die Vermutung, dass die beiden Flüssigkeiten sich plötzlich in ihrer Zusammensetzung verändern und dass so ein Hörverlust auftritt.
Kann Stress ein Auslöser sein?
Das Gehör streikt oft in dem Moment, wo der größte Stress besteht. Es konnte aber zwischen Stress und Hörsturz bisher kein deutlicher Zusammenhang belegt werden. Allgemein heißt es, dass dauerhafter Stress schädlich sei, denn dadurch könnten Durchblutungsstörungen und Entzündungen im Gehör entstehen.
Untersuchungen bei Hörsturz
Bei ersten Hörsturzsymptomen ist der Gang zum Hals-Nasen-Ohrenarzt sinnvoll. Dieser kann die Art und das Ausmaß eines Hörverlustes ermitteln und weitere Ursachen einer plötzlichen Hörminderung ausklammern.
Hierzu wird der Hals-Nasen-Ohrenarzt ein ausführliches Gespräch mit seinem Patienten führen, um dessen Anamnese aufzunehmen. Er möchte wissen, wann der plötzliche Hörverlust eingetreten ist oder ob die Einnahme von Medikamenten erfolgt. Der Hals-Nasen-Ohrenarzt fragt auch nach möglichen Begleitsymptomen wie Druckgefühl oder Schwindel.
Im Anschluss erfolgt eine Untersuchung durch den HNO-Arzt. Mit einer Ohrmikroskopie sieht der Arzt in das Ohr und kann es auf eventuelle Beschädigungen untersuchen.
Dann ist ein Hörtest an der Reihe, der Weber-Versuch. Hier lässt der Arzt eine Stimmgabel erklingen und platziert sie auf dem Scheitel seines Patienten. Er soll benennen, auf welchem Ohr er diesen Stimmgabelton lauter wahrnimmt.
Bei einer Tonaudiometrie bekommt der Patient Laute in diversen Frequenzen vorgespielt. Der HNO-Arzt verringert dann Schritt für Schritt die Tonlautstärke, bis der Ton nur noch an der Hörschwelle wahrnehmbar ist. So ist feststellbar, in welchem Frequenzbereich der Hörverlust auftritt und wie deutlich er ausgeprägt ist.
Bei einer Tympanometrie erfolgt die Einführung einer speziellen Sonde innerhalb des Außengehörgangs. Damit wird die Mittelohrfunktion geprüft. Auch der Gleichgewichtssinn sowie der Blutdruck werden überprüft.
Ist jeder plötzliche Hörverlust ein Hörsturz?
Nein, weil es zahlreiche Gründe für ein nicht richtig funktionierendes Hörorgan gibt. Ein Ohrenschmalzpfropf im Gehörgang oder eine Entzündung des Mittelohres können auch der Grund sein. Der HNO-Arzt möchte zuerst alle möglichen Optionen ausschließen. Erst danach kann er den Hörsturz diagnostizieren, da dieser eine einseitige und plötzliche Hörminderung ist, die keine äußeren Ursachen hat. Ein akuter Hörverlust nach lauten Explosionsgeräuschen ist demnach kein Hörsturz