Ein entspanntes Feierabendsbierchen, ein Glas Sekt am Geburtstag oder ein Verdauungsschnaps nach dem deftigen Essen – Alkohol gehört in unserer Gesellschaft zum Alltag. Wer trinken will, findet immer eine passende Begründung. Und schon trinkt man zu viel und schädigt die Gesundheit.
Doch häufig werden die Folgen von Alkoholmissbrauch vernachlässigt. Denn schnell kann sich aus dem entspannten Feierabendsbier eine Alkoholabhängigkeit mit schweren psychischen und körperlichen Auswirkungen entwickeln. Doch ab wann ist man alkoholabhängig? Die Grenzen sind fließend. Nur wer ehrlich zu sich selber ist und zahlreiche Aspekte berücksichtigt, wird die Antwort finden.
Wieviel Alkoholgenuss ist „normal“?
Alkohol ist in sehr vielen Teilen der Welt beliebt. Weltweit trinken fast 2,5 Milliarden erwachsene Menschen Alkohol. Das sind immerhin rund ein Drittel der Weltbevölkerung. Die meisten Konsumenten von Alkohol leben in den hochentwickelten Ländern – überwiegend in den nördlichen Gebieten. Aus suchtmedizinischer Sicht ist eine Unterscheidung zwischen normalem Trinken und süchtigem Alkoholkonsum nicht einfach. Dabei steht nicht nur allein die getrunkene Menge im Vordergrund.
Auch was mit dem Alkohol erreicht werden soll, also die Funktion, ist von großer Bedeutung. So wird es kritisch, wenn Alkohol nicht nur zum Genuss getrunken wird, sondern um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Um das „Wieviel“ vorstellbar zu machen, ist in der Suchtmedizin vom sogenannten „Standardglas“ die Rede. Hierbei handelt es sich um 10 bis 12 Gramm reinem Alkohol. Das entspricht einem 0,25 Liter Glas Bier oder einem Glas Sekt.
Konsumieren beispielsweise Männer acht Standardgläser Alkohol in der Woche, so wird das aus medizinischer Sicht als noch nicht problematisch angesehen. Bei Frauen liegt dieser Wert bei weniger als fünf bis sechs Standardgläsern. Problematisch wird es, wenn der Alkoholkonsum bei Männern mehr als 21 Standardgläsern pro Woche beträgt. Bei den Frauen sind es mehr als 14 Gläsern. Trinkt jemand mehr als fünf Standardgläser pro Tag, ist aus suchtmedizinischer Sicht bereits ein hohes gesundheitliches Risiko gegeben. Bei Frauen ist das dann schon bei vier Gläsern der Fall.
Doch was ist nun genau ein gefährlicher Alkoholkonsum?
Aus medizinischer Sicht ist das ganz klar definiert. Demnach kategorisiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dies mit Hilfe des Diagnosesystems ICD-10:
- Abhängigkeitssyndrom
- Schädlicher Gebrauch von Alkohol
Das Abhängigkeitssyndrom beschreibt, was allgemein unter einer Alkoholsucht verstanden wird. Unter dem schädlichen Gebrauch von Alkohol ist zu verstehen. dass zu viel Alkohol konsumiert wird, aber noch keine Sucht gegeben ist. Laut der WHO ist eine behandlungsbedürftige Alkoholsucht dann gegeben, wenn wenigstens drei der folgenden sechs Punkte in den vergangenen zwölf Monaten vorliegen:
- Starkes Verlangen nach Alkohol
- Verlust der Kontrolle bezüglich der Menge
- Toleranz betreffend der Wirkung
- Trinken bestimmt den Alltag
- Anhaltender Alkoholkonsum
- Entzugserscheinungen bei Reduzierung der Menge
Trotz riskantem Alkoholkonsum (noch) kein Alkoholiker
Liegen die Voraussetzungen eines riskantem Alkoholkonsums vor, so ist man nicht gleich ein Alkoholiker. Auch besteht noch nicht die Gefahr, dass eine Alkoholsucht in Zukunft gegeben sein wird. Aus medizinischer Sicht besteht vielmehr die Gefahr, dass bei riskantem Alkoholkonsum die körperliche und auch seelische Gesundheit langfristig gefährdet sein kann. Auch ist die Gefahr einer Suchterkrankung nicht auszuschließen.
Alkohol begünstigt die Entstehung von über 200 verschiedener Krankheiten. Egal, ob nun beispielsweise bei Herzerkrankungen, Probleme mit dem Kreislauf oder Krebserkrankungen – Anzeichen einer Suchterkrankung sollten unbedingt ernst genommen werden.
Wie wird man Alkoholiker?
Bin ich alkoholabhängig? Viele Menschen, die regelmäßig Alkohol trinken, haben sich sicher schon mal diese Frage gestellt. Alkoholismus als Krankheit entwickelt sich eher schleichend und wird daher auch nicht sofort bemerkt. Es gibt auch unterschiedliche Faktoren, die eine Alkoholsucht beeinflussen. Oftmals hängt dies von psychischen Merkmalen, der Genetik oder aber auch von äußeren Einflüsse ab.
Es ist erwiesen, dass beispielsweise jemand, der sein Leben im Griff hat, der ein funktionierendes soziales Umfeld hat und gesund ist, ein viel geringeres Risiko Alkoholiker zu werden hat, als jemand, der mit einem alkoholkranken Familienmitglied groß geworden ist, unter großem Stress leidet und zu Depressionen neigt.
Wichtig ist, dass eine frühzeitige Erkennung einer Alkoholerkrankung und die rechtzeitigen Maßnahmen wie etwa eine Entzugstherapie die Voraussetzungen schaffen, wieder ein eigenbestimmtes Leben ohne die Abhängigkeit von Alkohol zu führen.
Alkoholabhängigkeit selbst erkennen
Wer sich die Frage stellt, ob er Alkoholiker ist, hat vermutlich schon die ersten Warnzeichen erkannt. Nicht selten werden Betroffene auch durch ihr Umfeld darauf aufmerksam gemacht. Wird das eigene Verhältnis zum Alkohol reflektiert, ist das schon mal der richtige Weg, um eine Alkoholsucht zu erkennen.
Die folgenden Aussagen helfen, eine mögliche Alkoholabhängigkeit zu erkennen. Je mehr davon zutreffen, umso höher ist das Risiko, bereits an einer Sucht erkrankt zu sein:
- Alkohol ist immer vorrätig
- Bereits morgens wird überlegt, wann während des Tages Alkohol getrunken werden kann
- Kein Überblick über getrunkene Menge an Alkohol
- Den Tag mit Alkohol zu beginnen, um Laune zu heben
- Immer einen Grund finden, um Alkohol zu trinken
- Längere Zeit ohne Alkohol ist nicht mehr möglich
Für eine chronische Alkoholsucht gibt es klare körperliche Anzeichen. So ist beispielsweise ein erhöhter Leberwert oftmals ein Anzeichen für eine Alkoholabhängigkeit.
Bei Verdacht einer Alkoholabhängigkeit sollte umgehend professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Nur durch schnelles Handeln können Folgeschäden im persönlichen Bereich sowie im sozialen Umfeld vermieden werden. Liegt bereits eine Alkoholerkrankung vor, hilft nur eine Entzugstherapie und anschließend ein Leben ohne Alkohol. Hilfe für Betroffene bieten Ärzte, spezielle Suchtkliniken und Suchtberatungsstellen.